Studium ist scheiße, mach das nicht!

Ein satirischer Beitrag mit ernstgemeinten Tipps von Katharina und Giancarlo für Autist*innen

  1. Studium: stressig!

Nicht alle wollen studieren. Sich freiwillig bei einer Uni anmelden? Was soll das, du bist jeden Tag aufgewacht um Goethe auswendig zu lernen und die Abi-Prüfung zu bestehen, nur um NOCH MEHR Sachen auswendig zu lernen, und das weil du das willst? Komm klar, Junge wtf. Aber wenn du das unbedingt willst: okay von uns aus. Autistisch sein bedeutet manchmal, als “gifted” eingeordnet zu werden und viele von uns haben weniger Schwierigkeiten mit dem Studium, sondern mehr mit den Menschen und Socializing. Das heißt, dass ein Studium an der Uni etwas für dich sein könnte. Ist ja nicht wie bei der Schule, sondern etwas erwachsener. Trotzdem mega stressig: Ein ordentlicher NC und das alles, bevor du überhaupt mit dem Studium anfängst. Geduld wird allerdings deine beste Freundin sein. Bei den Kursen und mit deinen neuen, ähm, Klassenkameraden und der neuen Umgebung muss man geduldig sein, bis man sich daran gewöhnt.

  1. Wenn du dann doch studierst

Corona hat einiges verändert und manche Unis haben – zumindest in Teilen – Home-Studium, ist natürlich schlimm, wenn man Handwerkliches oder Kunst macht. Aber niemand macht Kunst lol, melde dich von der UDK ab und studier’ mal etwas richtiges. Jedenfalls: Ruhe finden wird sehr wichtig sein. Manche Orte innerhalb der Uni sind sehr laut und, abhängig davon, wie empfindlich du bist, können manche Geräusche sehr störend sein. Finde deinen eigenen Raum! Und spreche, falls da und angenehm, mit dem Studienbüro o.ä. über deine Bedürfnisse.

  1. Socialising im Studium: omg? Ich muss mit diesen Menschen reden?

Ja , leider, aber nicht mit allen, und die müssen ja nicht alle Freund:innen sein. Der große Vorteil: Vor und nach Vorlesungen kann man ja einfach über inhaltliche Dinge sprechen. Der große Nachteil: Du bist schnell der Nerd, der.die sich etwas zu sehr fürs Studium interessiert. Aber davon findest du im Zweifel noch ein paar und dann könnt ihr euch ja zusammentun.

  1. Studium nach dem Bachelor: Master? Phd? Bist du bescheuert???

Wenn man schon den Bachelor geschafft hat, kann der Master gar nicht so verkehrt sein. Je nachdem kannst du hier deinen Spezialinteressen frönen, die Leute um dich rum teilen deinen Fokus vielleicht etwas mehr. Hey, in manchen Masterprogrammen musst du fast nichts machen außer Lesen und Schreiben. Für uns zumindest ziemlich ideal. Versuch aber, eine Balance zwischen Einigeln und mit Gleichgesinnten austauschen zu halten. Sowas ätzendes wie Lese- oder Lerngruppen sind nicht immer dumm.

Dann kann man manchmal den Fehler machen, sich zu denken, dass der Master doch gar nicht schlecht war, dass man ja irgendwie gut in der Nische ist. Und es gibt doch diesen Doktor. Da kannst du dich noch ein paar Jahre vor dem richtigen Arbeitsmarkt drücken, noch mehr in deinem Thema versinken, noch mehr rumnerden und alle vergraulen, die nicht so kompliziert denken wie du. Stellt sich leider heraus, dass die meisten Doktorandenprogramme in erster Linie prekäre Arbeit sind. Mangelnde Deadlines bedeuten nicht unbedingt mehr Freiheit und im schlimmsten Fall ist das Spezialinteresse irgendwann nicht mehr deins und du kriegst kein Wort geschrieben. Im besten Fall suchst du Betreuende mit Verständnis, einen Arbeitsplatz außerhalb der eigenen vier Wände (zumindest manchmal) und bastelst dir Routinen, das können wir doch angeblich so gut. Dann wirst du die absolute Instanz für dein Spezialinteresse. Im Gegensatz zu uns Losern kannst du nun mit viel Autorität andere belehren – ein Traum.

  1. Spaß bei Seite: Ein paar Tipps zum Studieren
  • Studiere nur, wenn du es wirklich willst
  • Wenn für dich möglich, studiere etwas, was dich wirklich interessiert
  • Sei bei Vorlesungen und Kursen etwas zu früh dran – dann kannst du dir einen Platz aussuchen, der am besten zu deinen sensorischen Bedürfnissen passt und dich schon mal vertraut machen mit der Umgebung
  • Nutze die Unterstützungsangebote, die es bei dir gibt: Tutorien, Sprechstunden etc.
  • Versuche nicht alles auf einmal zu machen, du kannst schnell ausbrennen
  • Schaffe dir einen angenehmen, ruhigen Arbeitsplatz: zu Hause, in der Uni-Bib oder vielleicht eine andere öffentliche Bibliothek, die weniger besucht ist
  • Vergesse neben dem Studieren nicht Dinge wie sich gut Ernähren und Bewegung – ja banal, aber leider echt voll wichtig
  • Wenn du Probleme hast, teile dich mit: ob bei Studienbetreunden, Uni-Seelsorge oder auch in (Online-)Communities
  • Vergiss nicht: manchmal ist abbrechen besser als durchquälen

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