Neurodivergenz und Arbeit

Autor*in Johanna @i.d.r.anx

Neurodivergenz und Arbeit 

Die Anpassung an die Arbeitswelt stellt für neurodivergente Menschen eine große Herausforderung dar und ist mit sehr viel Stress verbunden. Und obwohl es Einigen von uns trotz der zahlreichen Hürden die uns in den Weg gelegt werden, gelingt ein Studium oder eine Ausbildung abzuschließen, gibt es viele neurodivergente Menschen, die damit Schwierigkeiten haben und/oder arbeitslos sind.

Um die gleichen Ziele erreichen zu können wie neurotypische Menschen, müssen wir permanent mehr Aufwand betreiben. Außerdem sind wir auf eine stabile soziale und finanzielle Unterstützung sowie leicht zugängliche Orientierungshilfen und Wissensquellen angewiesen, die uns den Einstieg in die Arbeits- und Ausbildungswelt erleichtern. Insbesondere dann, wenn es darum geht unsere Spezialinteressen und Stärken einzusetzen und unsere Grenzen und Bedürfnisse zu kommunizieren.

Enige von uns sind sogar Freelancer*innen im Home Office und dadurch unabhängiger von einem für uns oft toxischen Arbeitsumfeld. Gleichzeitig aber sehr auf die intrinsische Motivation und die eigene Strukturiertheit angewiesen. Die Erfahrungen neurodivergenter Menschen am Arbeitsplatz und in der Ausbildungswelt sind höchst unterschiedlich und jede einzelne Erfahrung zählt. 

Wichtige Voraussetzungen dafür, dass wir uns nicht chamäeleonartig anpassen und unsere Neurodivergenz maskieren müssen, sind u. a.

  • ein übersichtlicher und strukturierter Arbeitsplatz
  • eine offene und direkte Kommunikation
  • die Möglichkeit selbständig und flexibel zu arbeiten
  • ein*e informierte*r und aufmerksame*r Arbeitgeber*in sowie Kolleg*innen

Wir können nicht dieselben Anforderungen in Bezug auf Effizienz, Stressresistenz und Produktivität erfüllen wie neurotypische Menschen. Dafür aber mit anderen Stärken glänzen wie z. B. einem ausgeprägten Gerechtigkeitssinn, Loyalität, Ehrlichkeit, Verlässlichkeit, einer hohen Auffassungsgabe,Detailorientiertheit, Genauigkeit, analytischem oder visuellem Denken, Spezialinteressen und Hyperfokus.

Ich wünsche mir, dass neurodivergente Menschen die Chance dazu erhalten, sich auf ihre eigenen Bedürfnisse, Stärken und Grenzen zu konzentrieren, um im Rahmen ihrer Möglichkeiten einen Beitrag zu leisten, von dem sie leben können, ohne als “Störfaktor” einer z. T. repressiven neoliberalen Arbeitswelt gesehen zu werden.

Ein paar Tipps 

  • Die eigenen Grenzen und Stärken erkennen, anwenden und kommunizieren.
  • Ein*e Arbeitgeber*in mit Bewusstsein für psychische Erkrankungen, Neurodiversität und komplexe Bedürfnisse suchen 
  • Die Spezialinteressen mit dem Beruf kombinieren 
  • Einen übersichtlichen Arbeitsplatz auswählen (z. B. Gastronomie, Verkauf & Einzelhandel)
  • Freelance-Jobs machen, zwischen denen längere Pausen liegen (z. B. in Kultur, Medien, Design, Museen & Journalismus)
  • An Orten arbeiten, wo das Bewusstsein für komplexere Bedürfnisse besonders hoch ist (z. B. Sozial- und Care-Arbeit, Stiftungen & Vereine)
  • Zusätzliche bei vielen beliebte Branchen sind IT, Archivierung, Digitalisierung, Bibliotheksarbeit und wissenschaftliche Tätigkeiten, weil dort vor allem Spezial-interessen und Hyperfokus gefragt sind

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